Handgeschriebener Schriftzug 'eskahoi' in Schwarz mit einer eleganten, fließenden Kalligrafie.

Reise- und Street­fo­to­grafie mit Fujifilm – Welches Objektiv ist das richtige?

Streetfotografie von Holtenauerstraße bei Sonnenaufgang

Nachdem ich mich vor etwas mehr als einem Jahr für Reise- und Street­fo­to­grafie mit Fujifilm entschieden habe und seitdem sehr gerne mit dem Klassiker 35mm fotogra­fiert habe, wollte ich nun mit einem stärkeren Weitwin­kel­ob­jektiv arbeiten. In diesem Blogbeitrag beschreibe ich meine persön­liche Meinung zu den drei Objek­tiven, dem Fujifilm 18mm f/2.0, dem Fujifilm 23mm f/2.0 WR und dem Ttartisan 27mm f/2.8. Bei den Brenn­wei­ten­an­gaben beziehe ich mich immer auf den APS‑C Sensor, das Klein­bild­äqui­valent muss natürlich umgerechnet werden.

Ich fotogra­fiere seit einigen Jahren nur noch selten im Auftrags­be­reich und kann daher meine Ausrüstung zu 100% auf meine persön­lichen Bedürf­nisse abstimmen. Das hat oft den Vorteil, dass ich quali­tativ im Niedrig­preis­sektor einkaufen kann und z. B. nicht gezwungen bin, Vollformat oder größer zu belichten. Nicht nur für meinen Geldbeutel sehr angenehm, auch die Gewichts­klassen bewegen sich in einem ganz anderen Spektrum. Vielleicht an anderer Stelle in Zukunft mehr dazu.

FUJINON XF18mmF2 R

Das Fuji FX18mm f2.0 ist ein kompaktes und leichtes Objektiv, ideal für unterwegs. Mit nur 166g ist es extrem handlich und mit 41mm Tiefe fast ein Pancake-Objektiv. Gerade bei Reise- und Street­fo­to­grafie mit Fujifilm versuche ich meine Ausrüstung auf das Nötigste zu reduzieren. Mit diesem Objektiv passt meine Fujfilm X‑T30II sogar in eine mittel­große, wenn nicht sogar kleine Sling-Bag.

Das Objek­tiv­ge­häuse ist hochwertig, solide und robust verar­beitet. Vor allem die mitge­lie­ferte Streu­licht­blende aus Metall unter­streicht neben ihrer Funktio­na­lität den für Fujifilm typischen Retro-Look. Kein Vergleich zur Gegen­licht­blende der beiden anderen Objektive in diesem Vergleich. Zugegeben: das 18mm wird mit der styli­schen Streu­licht­blende etwas größer. Ich denke, hier sollte man die Abstriche in Kauf nehmen.

Reise- und Streetfotografie mit Fujifilm, gläsernde Hauswand bei Sonnenaufgang
Fujifilm XF 18mm | f/9 | 1100 | ISO 640

Was mich am Anfang doch mehr gestört hat, als ich dachte, war der wirklich hörbare Autofokus. Ich hatte zwar schon in einigen Berichten und Videos davon gehört, aber nicht damit gerechnet, dass er so laut zu hören ist. Gerade in ruhigen Situa­tionen ist das schon ein erheb­licher Störfaktor.

Reise- und Streetfotografie mit Fujifilm von Marktaufbau am Blücherplatz bei Sonnenaufgang
Fujifilm XF 18mm | f/8 | 1100 | ISO 400

Mit einer Brenn­weite von 18 mm ist dieses Objektiv ideal für Landschafts‑, Archi­tektur- und Street-Fotografie. Es ermög­lichte mir, große Szenen einzu­fangen, ohne zu weit zurück­treten zu müssen. Der extreme Weitwinkel ist natürlich Geschmacks­sache und kann hier und da sogar als gestal­te­ri­sches Stilmittel einge­setzt werden. Portraits habe ich mit diesem Objektiv noch nicht fotogra­fiert und kann mir das auch nur bedingt vorstellen. Man muss schon sehr nah an sein Modell heran­gehen und ob die Verzeichnung dem Motiv noch gerecht wird, wage ich zu bezweifeln. Wer also einen Allrounder für alle Situa­tionen sucht, ist mit diesem Objektiv vielleicht nicht gut beraten.

Auch wenn ich nicht unbedingt auf jedes Pixel achte, muss man doch sagen, dass dieses licht­starke Objektiv seine optimale Schärfe erst ab Blende 4 erreicht. Trotzdem kann man damit ein schönes Bokeh erzeugen, aber ob das in diesem Anwen­dungs­be­reich nötig ist, ist fraglich.

Reise- und Streetfotografie mit Fujifilm bei Sonnenaufgang
Fujifilm XF 18mm | f/9 | 1100 | ISO 320

FUJINON XF23mmF2 R WR

Was mich an dem Fuji 23mm f/2 WR besonders gereizt hat, ist die meiner Meinung nach optimale Brenn­weite für Reise- und Street­fo­to­grafie mit Fujifilm. Im Gegensatz zum 18mm-Objektiv ist das 23mm-Objektiv von der Brenn­weite her ein Allrounder für viele Motive, perfekt für Alltags­fo­to­grafie, Porträts und sogar leichte Landschafts­fo­to­grafie. Die Weitwin­kel­optik scheint sehr gut geeignet, um einzelne Situa­tionen auf der Straße einzu­fangen, auch Aufnahmen von großen Gebäuden oder Innen­auf­nahmen sind gut machbar. Auch wenn ich noch keine Porträts mit dem Objektiv gemacht habe, stelle ich mir die Aufnahmen mit dem 23mm durchaus anspre­chend vor. Eine Verzeichnung wird man auch hier nicht vermeiden können, aber bei weitem nicht so massiv wie mit dem 18mm.

Portraitfotografie von gähnender Hauskatze
Fujifilm XF 23mm | f/2 | 1100 | ISO 200

Der besondere Reiz dieser Linse liegt in ihrer Witte­rungs­be­stän­digkeit. Dachte ich zumindest. Aber mal ehrlich: Wer eine Fujifilm-Kamera besitzt, die selbst nicht wetterfest ist, kann auch mit einem WR-Objektiv nur einge­schränkt bei jedem Wetter fotogra­fieren. Die Bauqua­lität ist natürlich Fujifilm-typisch ausge­zeichnet, mit einem robusten Metall­ge­häuse und einer guten Abdichtung gegen Staub und Feuch­tigkeit. Es ist etwas schwerer als das FX18mm (180g) und mit 52mm Tiefe doch recht groß für unterwegs. Hier wurde es in meinen kleinen Umhän­ge­ta­schen recht unbequem, weshalb ich die Kamera meist nur um den Hals trug. Dafür extra einen großen Rucksack zu nehmen, erschien mir nicht richtig. Denn ich suche ja ein Objektiv für unterwegs, also sollte es möglichst handlich und leicht verstaubar sein. Ist es erst einmal in einem massiven Kamera­rucksack, greife ich zu selten danach und die Situation, vor allem auf schnell bewegten Straßen, ist schon vorbei.

Die Schärfe ist vergleichbar mit 18mm, abgeblendet auf f/4 ergibt sich die optimale Schärfe.

Streetfotografie von Spiegelung in Schaufenster
Fujifilm XF 23mm | f/8 | 1100 | ISO 800

TTArtisan AF 27mm F2.8

Aufgrund erheb­licher Liefer­eng­pässe bei Fujifilm (Stand April 2024) habe ich für diesen Test auf das TTArtisan 27mm f/2.8 zurück­ge­griffen. Die preis­werte und lieferbare Alter­native ist überra­schen­der­weise mit einem Autofokus ausge­stattet und vor allem wegen seiner Größe der ideale Begleiter für Reise- und Streetfotograf:innen.

Streetfotografie von Gasse mit düsteren Wolken
TTartisan 27mm | f/8 | 1/1500 | ISO 160

Nicht zuletzt wegen des um 50% günsti­geren Preises eine durchaus überle­gens­werte Alter­native zum original Fujifilm 27mm Pancake. Die Verar­bei­tungs­qua­lität ist für den Preis angemessen, kann aber definitiv nicht mit den Fuji-Objek­tiven mithalten. Es ist leicht, kompakt und hat vor allem die ideale Größe für unterwegs, es wiegt nur 93g und ist 29mm tief. Es ist nicht wetterfest und hat keine extremen Autofokusgeräusche.

Diese Brenn­weite eignet sich nach allge­meiner Meinung gut für Porträts und Alltags­auf­nahmen, während die beste Schärfe erst ab f/5.6 erreicht wird. Für mich persönlich sind die einzigen Pluspunkte dieses Objektivs seine Größe und sein Gewicht. Die Brenn­weite ist mir persönlich zu nah an meinem 35er und für die meisten meiner Anwen­dungen nicht weitwinklig genug. Aus Quali­täts­gründen würde ich, wenn es wieder erhältlich wäre, wahrscheinlich auf das Original Pancake von Fujifilm zurück­greifen und mein 35mm ersetzen.

Streetfotografie bei Nacht, Schaufenster durch Sonnenbrille
TTartisan 27mm | f/8 | 130 | ISO 3200

Fazit

Obwohl jedes Objektiv seine Vorzüge hat, ist das Fuji FX18mm f2.0 für mich persönlich und für meine Anwendung, also Reise- und Street­fo­to­grafie mit Fujifilm, der Testsieger. Es kombi­niert eine hervor­ra­gende Bildqua­lität mit einer tollen, zugege­be­ner­maßen extremen Brenn­weite und bleibt dabei angenehm kompakt und leicht. Der laute Autofokus mag anfangs stören, aber im dynami­schen Umfeld der Reise- und Street­fo­to­grafie fällt dieser Nachteil kaum mehr ins Gewicht. Das FX18mm ist somit eine hervor­ra­gende Wahl für Fotograf:innen, die hohe Qualität und Flexi­bi­lität in ihren fotogra­fi­schen Abenteuern suchen und auf trans­por­tables Equipment setzen (können). Wenn ich die Wahl hätte, würde ich wohl ein Pancake mit 23mm bevor­zugen, so wie es bei der Fujifilm X100VI fest verbaut ist …


Ich hoffe, du konntest einige nützliche Tipps aus diesem Artikel mitnehmen. Wenn du dich gerne über Fotografie und/oder Fotoequipment austau­schen möchtest, freue ich mich über eine persön­liche Nachricht von dir. 

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